SNB – Im Schatten der EZB?
Nach Jahren der Niedrigzinspolitik sollen die Zinsen nun wieder zügig angehoben werden, um der Inflation entgegenzuwirken. Eine der wenigen Ausnahmen hierbei war jedoch lange Zeit die Schweizer Nationalbank (SNB).
Die Inflationsentwicklung in den letzten Monaten sorgt weiterhin für große Unsicherheit an den Finanzmärkten. Die empfindliche Störung der globalen Lieferketten durch die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine ließen die Teuerung immer wieder auf neue Rekordhöhen steigen. Grund genug für viele Zentralbanken, eine sog. Zeitenwende bei ihrer Geldpolitik einzuläuten. Nach Jahren der Niedrigzinspolitik sollen die Zinsen nun wieder zügig angehoben werden, um der Inflation entgegenzuwirken. Sowohl seitens der US-Notenbank Fed als auch mittlerweile von der EZB werden noch dieses Jahr mehrere Zinsanhebungen erwartet. Tendenz steigend.
Eine der wenigen Ausnahmen hierbei war jedoch die Schweizer Nationalbank (SNB). Obwohl die SNB seit Jahren international mit minus 0,75 Prozent den niedrigsten Zinssatz hatte, schien diese es überhaupt nicht eilig zu haben, die Zinsen deutlich anzuheben. Zwar stiegen die Verbraucherpreise im Mai auch in der Schweiz um 2,9 % im Vergleich zum Vorjahresmonat und damit so stark wie seit 2008 nicht mehr, jedoch fiel damit die Teuerung im Vergleich zu den USA (8,6 %) oder der Eurozone (8,1 %) deutlich moderater aus. Wie kann das eigentlich sein?
Die Schweiz hat sich im Bereich der Energieversorgung frühzeitig unabhängig von fossilen Energieträgern und damit auch von ausländischen Großkonzernen gemacht. Die Schweizer Elektrizität beispielsweise stammt zu über 90 % aus Wasserkraft, Kernenergie oder der Geothermie. Zusätzlich ist die Gas- und Stromversorgung weit weniger liberalisiert, sodass steigende Weltmarktpreise nur sehr partiell an die Konsumenten weitergegeben werden. Infolgedessen stieg der Strompreis in der Schweiz nur um 2,5 % in den vergangenen 12 Monaten. In Deutschland stiegen die Strompreise im selben Zeitraum um über 21,5 %.
Ähnlich verhält es sich auch bei den Lebensmitteln. So ist der Schweizer Markt für Brotgetreide stark vom Welthandel abgeschottet. Mittels hoher Zölle und Abgaben für importierte Ware wird dafür gesorgt, dass nahezu alles in der Schweiz verarbeitete Brotgetreide aus heimischer Produktion kommt. Auch hier gibt es von der Regierung einen festgelegten Referenzpreis. Dieser ist zwar deutlich höher als in den Nachbarländern, dafür aber stabil und unabhängig vom Weltmarkt.
Zu guter Letzt wäre da auch noch der Schweizer Franken. Dieser gilt bekanntermaßen als sicherer Anlagehafen und hat im letzten Jahr gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung deutlich aufgewertet. Eine starke Währung hat in Zeiten hoher Inflationsraten einen eher deflationären Charakter und dämpft die Preisanstiege bei den Importen. Zwischenzeitlich musste die SNB sogar am Devisenmarkt intervenieren, um die eigene Währung zu schwächen, da im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine der Euro-Franken Kurs kurzfristig unter Paritäts-Niveau gesunken ist. Eine zu starke Währung ist auch nicht im Sinne der SNB, da dieser der Schweizer Exportwirtschaft schaden würde.
Quelle: Refinitiv
Dennoch ist es den Direktoriumsmitgliedern klar, dass man trotz der vergleichsweisen komfortablen Situation die Inflationsraten weiterhin gut im Auge behalten muss. So ist es nicht verwunderlich, dass einzelne Mitglieder des SNB-Direktoriums in den letzten Wochen immer wieder bekräftigten, dass man durchaus bereit sei, die Geldpolitik zu straffen, wenn es nötig wäre. Unter anderem betonte auch Fritz Zurbrügg, scheidender Vizepräsident der SNB, dass man der Bevölkerung zeigen muss, dass die SNB die Inflation durchaus ernst nimmt.
Im Zuge der letzten Zinssitzung hat die SNB dem Markt aufgezeigt, wie ernst Sie die Inflation tatsächlich nimmt. Sie teilte am vergangenen Donnerstag mit, dass sie ihren Leitzins um 50 Basispunkte von -0,75 % auf -0,25 % anheben wird. Damit hat man viele Marktteilnehmer überrascht, die mehrheitlich erwartet haben, dass die SNB erst nach einem entsprechenden Schritt der EZB die Zinsen anheben würde. Dementsprechend stark war die Bewegung am Devisenmarkt. Der Schweizer Franken stieg nach der Entscheidung über zwei Prozent und erreichte mit einem Wechselkurs von 1,0150 zum Euro den stärksten Stand seit zwei Monaten. „Die straffere Geldpolitik soll verhindern, dass sich die Inflation auf Waren und Dienstleistungen in der Schweiz ausbreitet. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass in absehbarer Zeit weitere Leitzinserhöhungen notwendig sein werden“, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan im Zuge der darauffolgenden Pressekonferenz.
Schlussendlich sieht die SNB die globalen Aussichten weiterhin als unbeständig an, jedoch ist man zuversichtlich, dass die Inflation mittelfristig durch die weltweit steigenden Zinsen gebremst werden kann.
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