22.12.2022 ‐ Finanzmarkt aktuell

2023, ein Jahr im Schatten der Inflationsbekämpfung

Das Börsenjahr 2022 fand seinen inoffiziellen Abschluss bereits in der terminreichen fünfzigsten Kalenderwoche. Neben der Veröffentlichung der US-Inflationsdaten standen sowohl die beiden wichtigen Zinsentscheidungen der US-Notenbank (FED), als auch die der europäischen Zentralbank (EZB) an. Während die Zinsstraffungen der FED und EZB um je 0,50 Prozentpunkte innerhalb der Erwartungen lagen, konnten die vorangegangenen US-Inflationsdaten positiv überraschen.


Prognosen zufolge ging der Markt von einer 7,3-prozentige Inflationsrate aus, welche jedoch mit einem tatsächlichen Preisanstieg im Jahresvergleich von nur 7,1% unterschritten wurde. Diese seit einigen Monaten anhaltende, positiv rückläufige Entwicklung der US-Inflation, wurde just von den Aktienmärkten mit einem kräftigen, jedoch nicht nachhaltigen, Kurssprung belohnt. Bereits 24 Stunden später stellte Jerome Powell, der FED-Vorsitzende, jedoch klar, dass, obwohl einer weiterhin steigenden Inflation durch die starke Zinsstraffung der Notenbank Einhalt geboten werden konnte (eingeläutete Zinswende seit März 2022), dies bei den US-Notenbankern jedoch nur zu einer Drosselung des Tempos führt, aber keinesfalls zum Ende des Zinserhöhungszyklus. Aus diesem Grund werden Anfang nächsten Jahres weitere, kleinere Zinsschritte erwartet und eine Leitzinssenkung für das Jahr 2023 dezidiert ausgeschlossen. Ökonomen gehen daher im kommenden Jahr von einem US-Leitzinssatzhoch zwischen 5,00% bis 5,25% aus (aktueller Zinskorridor 4,25%- 4,50%).


In Europa zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Die Vorsitzende der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, stellt sich auf einen „langen Kampf gegen die Inflation“ ein, da laut EZB-Projektionen das 2% Ziel erst wieder im Jahr 2025 in Reichweite rücken wird. Daher sind auch in Europa Anfang nächsten Jahres weitere Zinsanhebungen geplant und zudem Zinssenkungen bis auf Weiteres ausgeschlossen. Die Märkte sehen daher das Leitzinshoch 2023 zwischen 3,50% und 3,75% (aktuell liegt der Hauptrefinanzierungssatz bei 2,50%). Zudem soll der jahrlange geldpolitische Stimulus ab März 2023 mit einem „Quantitative Tightening“ schrittweise reduziert werden. Dies sieht einen monatlichen Abbau der APP (Asset Purchase Programme) Bestände bis Ende des zweiten Quartals in Höhe von EUR 15 Mrd. vor. All diese Maßnahmen sollen laut den Währungshütern, die Inflation (HICP) mittelfristig wieder auf Kurs bringen. Dass dies zu Lasten des Wirtschaftswachstums (BIP) geht, kann von der korrigierten Prognose der EZB abgelesen werden. Gingen die EZB-Ratsmitglieder im September noch von einem 0,9-prozentigen Wirtschaftswachstum der gesamten Eurozone für das Jahr 2023 aus, so wurde dieses auf 0,5 % gesenkt. Die deutsche Bundesbank befürchtet für Deutschland sogar ein negatives BIP-Wachstum von -0,5% und deutet somit eine milde Rezession an.

 

 

Was hält das Jahr 2023 nun wirtschaftlich für uns bereit?

Zumindest im kommenden Jahr können wir von keiner großen Starthilfe für die heimische Wirtschaft ausgehen. Die, vor allem auf die Energiekosten zurückzuführende, weiterhin anhaltend hohe Inflation und eines durch starke Zinsstraffung der Zentralbanken und den damit einhergehenden gestiegenen Finanzierungskosten, in Kauf genommenen Wirtschaftsabschwungs, komplementiert das Schreckgespenst einer (zumindest) vorübergehenden Stagflation. Es wird somit davon ausgegangen, dass private Haushalte ihren Konsum drosseln, Unternehmen, sofern möglich, Investitionen aufschieben und der Wohnungsbau zurückgehen wird. Nach einer langen Niedrigzinsphase mit sehr berechenbaren Notenbankentscheidungen, wurde der Markt im zurückliegenden Jahr am falschen Fuß erwischt, was die Inflations- und Zinsentwicklung betrifft. Auch der Start in das anstehende Jahr ist noch mit einigen Unsicherheitsfaktoren verbunden. Wie hart die konjunkturelle Landung ausfällt, wird auch von den nächsten Notenbankentscheidungen abhängen.

 

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