26.08.2022 ‐ Finanzmarkt aktuell

Energiekrise treibt Inflation vor sich her

Seit bereits sechs Monaten befindet sich die Ukraine im militärischen Konflikt mit Russland. Sechs Monate, in denen neben menschlichem Leid in der Ukraine auch noch eine angespannte Wirtschaftslage in Europa hinzukommt, mit Inflationswerten, die sich Monat für Monat im negativen Sinne übertrumpfen. Im Juli kletterte die österreichische Inflationsrate auf 9,4% Prozent, welche die höchste Geldentwertung seit 1974 (9,5%) darstellte.

 

Die aktuelle Lage wird dieser Tage immer wieder mit den wirtschaftlichen Gegebenheiten der siebziger Jahre verglichen, in denen es durch zahlreiche Preisschocks bei Öl als auch Nahrungsmitteln zu einem galoppierenden und somit rasanten Anstieg der Inflation in zahlreichen Industrieländern führte. Zweitrunden-effekte durch einhergehende erhöhte Lohnforderungen führten damals zu einer nachhaltigen Inflation auf hohem Niveau. Erst eine restriktive Geldpolitik konnte diese auf ein angemessenes Niveau reduzieren.

 

Parallelen zu diesem historischen Energieangebotsshock gibt es aktuell zuhauf. Nachdem Russland erneut ankündigte, die Gas-Pipeline Nord Stream 1 Ende August innerhalb kürzester Zeit erneut zu warten und damit den Gasfluss nach Europa für drei Tage zu stoppen, begann das Bangen der Europäer erneut. Die Reaktion der Märkte ließ nicht lange auf sich warten. Zwischenzeitlich kletterte der europäische Referenzpreis für Erdgas intraday um 18 % auf 292 EUR pro Megawattstunde. Auch der Großhandelspreis für Strom kletterte von 82 EUR/MWh im August 2021 auf über 537 EUR/MWh am 18. August 2022. Erschwerend hinzu kommt, dass auch das Angebot an ÖL durch den mächtigsten Mann der OPEC (saudischen Ölminister Prinz Abdulaziz bin Salman) reduziert werden könnte. Die nächste Sitzung des Kartells im September wird daher richtungsweisend für die Energiepreisentwicklung sein. All diese Entwicklungen führen uns in eine, vielleicht nicht so dramatische, Energiekrise ähnlich jener der 1970iger Jahre.

Inflation Österreich

(Quelle: Eurostat – Eigene Grafik)

 

Betrachtet man nun die einzelnen Inflationskomponenten, sind die Triebfedern dieser rasanten Entwicklung schnell gefunden. Separat betrachtet stiegen die Energiekosten im Juli um 46,9% [Year over Year]. Diese beeinflussen in weiterer Folge in hohem Maße die Kosten für Transport, welche im Juli um 22,5% [YoY] stiegen. Einen weiteren gewichtigen Beitrag zur Teuerung der vergangenen Monate trugen, bedingt durch Krieg und Dürre, die Nahrungsmittelpreise bei. Diese stiegen im Juli um 12,1 % [YoY]. Es sei jedoch zu beachten, dass der dramatische Inflationsanstieg nicht allein auf die problematische Situation am Energiesektor zurückzuführen ist. auch die schon länger gestörten Lieferketten als Resultat der Pandemie als auch aktuelle Rekorddürre, tragen entscheidend zur Teuerung bei. Die nachfolgende Abbildung veranschaulicht jedoch deutlich, wie sich die anderen Sektoren im Windschatten der Energiepreise erhöhten.

 

Inflationskomponenten Österreich

 

(Quelle: Eurostat – Eigene Grafik)

 

Neben den bereits genannten Faktoren besteht weiteres Anstiegspotential aufgrund sogenannter Zweitrundeneffekte bzw. Lohn-Preis-Spirale. Als prominentes Beispiel kann hier die Tarifeinigung zwischen Gewerkschaft und der britischen Fluglinie „British Airways“ herangezogen werden. Diese Vereinbarung sieht eine Lohnsteigerung von 13% vor. Somit wäre es sehr überraschend, wenn hierzulande keine erhöhten Lohnabschlüsse zu erwarten wären.

 

Um dieser galoppierenden Inflation entgegenzuwirken, werden von der europäischen Notenbank weitere Zinsanhebungen erwartet. Die aktuell gehandelten Forwards preisen einen 50 BP Zinsschritt bei der nächsten Zinssitzung bereits fest ein und ab Mitte 2023 wird ein EZB Einlagensatz von über 1,50% gesehen, wobei der Markt mit einer Wahrscheinlichkeit von 60% bereits im September einen größeren Zinsschritt impliziert.

 

Da das Gremium der EZB in seiner Entscheidung auch auf das prognostizierte Wirtschaftswachstum blickt, kann von den Marktteilnehmern zwar gehofft werden, dass die Inflation ohne Rezession reduziert werden kann (Soft Landing), jedoch fällte es aufgrund vielfältiger Sonderfaktoren schwer dies verlässlich einzuschätzen.

 

Hierbei handelt es sich um eine Marketingmitteilung.

Es handelt sich bei den angegebenen Werten um Vergangenheitswerte. Zukünftige Entwicklungen können davon nicht abgeleitet werden.

 

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