26.09.2022 ‐ Finanzmarkt aktuell

Die Parität ist gefallen

Nach gut zwanzig Jahren über der Parität sank der EUR/USD Kurs erstmals im Sommer 2022 wieder unter 1,0000. Im Vergleich zu der Finanzkrise im Jahr 2008, wo von einer Eurostärke die Rede war, liegt aktuell eine tatsächliche Euroschwäche vor. Diverse Ursachen, Auswirkungen und mögliche Ausblicke auf Basis der Oberbank Wirtschaftsprognose (Stand: 09.09.22) werden nachfolgend diskutiert.

 

Die aktuelle Euroschwäche ist nicht auf eine einzige Ursache zurückzuführen, sondern ist das Ergebnis vieler wirtschaftlicher Thematiken im Euroraum. Als wegweisend für den schwachen Euro gilt der Krieg in der Ukraine, wodurch Europa in eine Energiekrise gestürzt wurde und infolgedessen die Inflation verstärkt befeuert wird. Diese Zusammenhänge spiegelt auch die Wirtschaftsprognose der Oberbank wider.

 

Laut einer Umfrage von Bloomberg wird die Inflation im Euroraum für das Jahr 2022 bei 8,1% liegen und sollte sich im Jahr 2023 bei 4,6% einpendeln. Die Inflationsentwicklung im amerikanischen Raum wird laut Bloomberg am Ende dieses Jahres einen Wert von 7,7% erreichen und sollte sich 2023 bei 3,7% einfinden. Auch wenn am ersten Blick die Prognosen für den Euroraum sowie für die US-Wirtschaft ähnlich hoch sind, ist zu erkennen, dass die inflationären Entwicklungen in Amerika schwächer ausgeprägt sind.

 

Zum einen muss hierbei erwähnt werden, dass sich die USA im Vergleich zu den Europäern in keinem direkten Abhängigkeitsverhältnis zum russischen Gas befinden und demnach Preissteigerungen, welche auf Öl und Gas zurückzuführen sind, geringer ausfallen. Zum anderen wurde auf die hohe Inflationsrate durch die amerikanischen Währungshüter der US-Notenbank Fed zinspolitisch schon im März reagiert. Auf europäischer Ebene hielt man die inflationären Entwicklungen für ein vorübergehendes Phänomen, wodurch von der Europäischen Zentralbank (EZB) zögerlich und verspätet seit Juli entgegengesteuert wird.

 

Leitzinsen ausgewählter Staaten

 

Die verspätete Zinswende seitens der EZB hatte auch am Finanzmarkt einen unmittelbaren Einfluss (aktueller EZB-Leitzinsen: 1,25%). So zeigte sich, dass die frühzeitig gestarteten Anhebungen der Leitzinsen der amerikanischen Notenbank Fed (aktueller US-Leitzinssatz: 3,00% - 3,25%) die US-Staatsanleihen attraktiver wirken ließen. Daraufhin wurden Dollar Investments in amerikanische Staatsanleihen getätigt, was ebenfalls ein Grund für die Aufwertung des US-Dollars ist.

 

Die Problematiken seitens der Energieversorgung werden für die kommenden Quartale im Herbst und Winter für Unsicherheit innerhalb der Eurozone sorgen und folglich die Konjunktur entsprechend belasten. Aufgrund dessen wird das gesamte Wirtschaftswachstum für 2022 im Euroraum auf rund 2,8% geschätzt und sollte im Jahr 2023 auf ein Niveau von 0,4% zurückgehen (Quelle: Bloomberg).

Aus diesem Grund rechnen wir bei den Oberbank-Wirtschaftsprognosen bis Ende des Jahres mit einem Rückgang des EUR/USD Kurses bis 0,9500. Für das Jahr 2023 gehen wir von keiner tiefgehenden Rezession im Euroraum aus, vielmehr rechnen wir mit einem Abschwung in den USA aufgrund zu starker Zinsschritte, sodass wir eine Aufwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar über die Parität im Frühling prognostizieren.

 

EUR/USD seit 01.01.2016

Hierbei handelt es sich um eine Marketingmitteilung.

Es handelt sich bei den angegebenen Werten um Vergangenheitswerte. Zukünftige Entwicklungen können davon nicht abgeleitet werden.

 

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