(K)ein Ende der Leitzinserhöhungen in Sicht?
Turbulente Ereignisse haben die Finanzmärkte in den letzten Wochen dominiert. Doch die Notenbanken stemmen sich weiter mit Zinserhöhungen gegen die nach wie vor hohen Inflationsraten. Die EZB zeigte sich zuletzt unbeeindruckt von den Unruhen an den Märkten und erhöhte den Leitzins erneut um 0,50 Prozent auf mittlerweile 3,50 Prozent.
Nach den letzten beiden Leitzinsanhebungen im März durch die Europäische Zentralbank und jene der US-Notenbank Fed (um 0,25 Prozent auf 4,75 - 5,00 Prozent) scheinen die Erwartungen der Marktteilnehmer mittlerweile deutlich gebremst und schwenken (zumindest nach den nächsten Sitzungen im Mai) allmählich in Richtung Zinspause. EZB-Chefin Christine Lagarde zeigte sich im Gegensatz zu vergangenen Sitzungen äußerst bedeckt über künftige Zinsschritte im Euroraum. Fed-Chef Powell ließ ebenfalls weitere Schritte offen und Marktteilnehmer deuten dies sogar als Signal für kommende Zinssenkungen in den USA.
Quelle: Bloomberg
Die von Analysten und Volkswirten befürchtete Rezession blieb bisher weitgehend aus. Auch der gestern gerade veröffentlichte IFO-Geschäftsklimaindex gibt Hoffnung. Der viel beachtete Frühindikator für die deutsche Wirtschaft hat sich wider Erwarten doch deutlich aufgehellt (93,3 Punkte statt erwarteter 91 Punkte). Auch wenn Werte unter 100 grundsätzlich die Gefahr einer Rezession signalisieren, so ist das immerhin der fünfte Anstieg in Folge und gibt Hoffnung, dass ein Wirtschaftseinbruch vermieden werden kann.
Und eben hier kommt das Thema Inflation wieder stärker ins Spiel. Einerseits haben sich die Energiepreise doch deutlich erholt (insbesondere Öl und Gas), andererseits sind gewisse Rohstoffe in der Preisentwicklung zuletzt wieder deutlich gestiegen (z. B. Kupfer seit Mitte 2022 + 30 Prozent). Einer jüngst durchgeführten, globalen Umfrage von Dun & Bradstreet zufolge betrachtet nahezu die Hälfte der befragten Unternehmensleiter die Preisentwicklung im Energiesektor nach wie vor als besonders kritisch. Darüber hinaus sind insbesondere die „Zweitrundeneffekte“ (d. h. Lohnsteigerungen) immer noch von hoher Dynamik geprägt. Und das nicht nur in Europa, wo die Kernrate der Inflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) ungebremst hoch ist. Auch in den USA hat sich die Lohndynamik de-facto bisher nur leicht abgeschwächt.
Von daher sollte es nicht überraschen, wenn in den nächsten Monaten auch wieder Zinserhöhungen diskutiert werden und die aktuelle Meinungslage einer bevorstehenden Zinspause wieder über Board geworfen wird. Insbesondere die von den sprunghaften Zinserwartungen getriebenen Währungsmärkte sollten Marktteilnehmer im Fokus haben und bei internationaler Geschäftstätigkeit nicht auf Devisenabsicherung vergessen.
Foto: Hermann Wakolbinger
Fatih Topkaya
Treasury und Handel, Oberbank AG
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