Hausmusik als Säule unserer Kultur
Eine Kostprobe der von Franz Welser-Möst und Johanna Mitterbauer initiierten „Hausmusik Roas“ für das Europäische Kulturhauptstadt-Event 2024 im Salzkammergut gaben vier versierte Vertreter des Genres im Oberbank Donau-Forum.
Foto: Eric Krügl
Tradition stiftet Identität
Oberbank-Manager Franz Gasselsberger sah sein Institut nicht nur pragmatisch als Sponsor dieses Projektes. Es liegt ihm vor allem am Herzen, die Hausmusik wiederzubeleben und weiterzuentwickeln: „Wir sehen die Hausmusik, das gemeinsame Musizieren im Familien- und Freundeskreis als kulturelle Basis…sie darf nicht als folkloristisches Relikt des ländlichen Lebens verstanden werden. Vielmehr ist sie das zentrale Instrument der Nachwuchsförderung, bringt Kinder und Jugendliche mit Erwachsenen zusammen und fördert die Kreativität.“ Die Städter sollten unter anderem neben den landschaftlichen und kulinarischen Vorzügen auch die kulturellen Leistungen der hiesigen Bevölkerung und deren Vielfalt noch mehr schätzen lernen.
Klangvolle Zukunftsperspektiven
Johanna Mitterbauer, kaufmännische Geschäftsführerin der Salzkammergut Festwochen Gmunden, wünschte sich für die „Hausmusik Roas“, dass ihr Entwicklungsprozess vorangetrieben wird und sie den auf sie gerichteten Scheinwerfer auf Jahre hinaus nutzen kann. Über 3 000 Besucher haben letztes Jahr auf öffentlichen Plätzen das Angebot angenommen. Es gelte für die Festwochen als Vermittlerin weiterhin, neue Gastgeber mit Stadeln, Höfen und Häusern zu finden. Neue Gruppen, Verbindungen und Mundpropaganda würden zu Schneeballeffekten führen, die dauerhafte Wirkungen nach sich ziehen.
Hausmusik als Erzieher und „musikalischer Dialekt“
Elisabeth Schweeger, künstlerische Leiterin der Kulturhauptstadt Bad Ischl-Salzkammergut 2024, wies auf die Verankerung der Hausmusik bei Meistern wie Mahler, Brahms oder Schubert hin. Diese schärfe Gehör, Sinne und Verstand, fördere das Differenzieren lernen und das Verständnis zwischen Menschen. In die gleiche Kerbe schlug Franz Welser-Möst, Musikdirektor des Cleveland Orchestra, der das Potenzial intuitiven Hörens in kleinen Formationen hervorhob. Überhaupt sei für ihn bei jeder gesunden Beziehung das Zuhören essenziell wichtig. Die Ebenseer Kripperlroas und viele oft verborgene musikalische Schätze im Salzkammergut ließen in ihm die Idee reifen, beides miteinander zu verbinden. Eine Reihe großer Komponisten haben die Hausmusik wie einen musikalischen Dialekt als Inspiration genommen. Jeder Ländler präsentiere sich in den unterschiedlichen Regionen Oberösterreichs anders. Ein Großteil der Interpreten lege keinen Wert auf Notenlesen, sondern spiele mit dem Herzen.
Verblüffende Vielfalt
Der Klangreigen begann mit der Formation „4kanter GEIGENMUSIK“ und ihrem Antoniusmarsch, der fröhlich und unbeschwert im Donau-Forum Einzug hielt. Das Dumfart-Trio ließ einen fahrenden Händler von der Zukunft mit Mädchen und gutem Verdienst träumen. Mit ihrem Seewiesenwalzer wiederum glitt die „Gimpelinsel Saitenmusi“ ruhig und maßvoll über das Gewässer. Später spiegelten sich im Stück „In mein Gartn“ musikalisch die Gerüche, Farben und Formen, aber auch das Summen und Brummen der Insekten des privaten Biotops wider. Die Gruppe „Faltenradio“ brachte mit der ungewöhnlichen, aber lustvollen Liaison von Ziehharmonika und Klarinetten manch unterdrückte Tanzbeine im Publikum zum Zucken. Danach machten sie mit „Leise rieseln meine Lieder“ den lautlosen Schneefall hörbar – Meditation pur. Ihr Highlight „I habs wollen wissen“ von Ludwig Hirsch zeigte außerdem, dass sich Hausmusik auch mit dunklen Zwischentönen verträgt.
Nachhaltige Spende
Nach der gelungenen und viel beklatschten Vorstellung überreichte der Moderator des Events, Walter Rescheneder, Bundeskapellmeister des Österreichischen Blasmusikverbandes, Roland Mayer-Sams, dem Vertreter des OÖ Landesmusikschulwerks, Fachgruppe Volksmusik, eine steirische Harmonika. Diese gemeinsame Spende von Oberbank und Franz Welser-Möst wurde postwendend von Mayer-Sams auf ihre Tauglichkeit überprüft. Das Instrument steht nun dauerhaft Musikschülern zur Verfügung. Zum Abschluss stimmten alle vier Formationen gemeinsam ein letztes Gstanzl an.