Gutes Rating spart Geld

Warum Nachhaltigkeit für FirmenkundInnen wichtig werden muss

Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Thema großer Unternehmen. Es wird auch ein Thema für KMU werden. Der Grund: Banken sind seitens der Aufsicht mehr und mehr angehalten, bei der Vergabe von Finanzierungen auf die Nachhaltigkeit der zu finanzierenden Projekte zu achten. Ein Gespräch darüber mit Dr. Franz Gasselsberger, Generaldirektor der Oberbank AG.

 

Quelle: Foto Lui, 2021

 

Nachhaltigkeit ist ein äußerst komplexes Thema. Für die Oberbank ist sie jedoch schon seit Jahren Teil der Unternehmensstrategie.

Wir verfolgen eine Nachhaltigkeitsstrategie mit klaren Zielen, denn unser Nachhaltigkeitsmanagement ist auch für die Weiterentwicklung unserer Bank essentiell. Nachhaltigkeit verändert aktuell unsere Einstellungen zu den KundInnen, zum Risiko, zu Finanzierungen und zur Geldanlage. Alle Prozesse unserer Geschäftstätigkeit werden in Zukunft von Nachhaltigkeitsaspekten beeinflusst, unser Erfolg aber ebenso.

 

Warum muss Nachhaltigkeit nun im Bankgeschäft eine Rolle spielen und was bedeutet das für die FirmenkundInnen?

Das hat in erster Linie regulatorische Gründe: Seitens der Bankenaufsicht ist vorgesehen, dass das Thema Nachhaltigkeit in die Bonitätsbeurteilung unserer KundInnen einfließen muss. Wir werden deshalb in Zukunft mit Hilfe eines automatischen Analysetools eventuelle Nachhaltigkeitsrisiken (ESG-Risiken) unserer KundInnen erkennen können. Sollten Risiken identifiziert werden, wirken sich diese in der Folge auf die Bonitätsbeurteilung des/der betroffenen Kunden/Kundin aus. Darüber hinaus muss im Falle einer Kreditantragstellung in Zukunft auch dokumentiert und kommentiert werden, warum wir KundInnen mit erhöhtem Nachhaltigkeitsrisiko trotzdem weiter finanzieren wollen.

Fakt ist, dass die eigentlichen AdressatInnen dieser regulatorischen Bestrebungen aber die Unternehmen sind. Also die Unternehmen angehalten sind, nachhaltige Unternehmensstrategien zu entwickeln und über ihr Nachhaltigkeitsmanagement zu berichten. Nur wenn wir als Bank von unseren KundInnen die relevanten Daten und Informationen erhalten, können wir auch analysieren, ob eine Finanzierung nachhaltig ist oder nicht. Berichtspflichten gibt es bereits jetzt für börsennotierte Unternehmen. GroßkundInnen werden schon bald – und KMU wohl mittelfristig – auch dazu angehalten sein.

Unsere FirmenkundInnen können aber versichert sein, dass wir sie eng begleiten. Wir wollen ein nachhaltiger Unternehmensfinanzierer sein.

 

Für Firmen, die nicht nachhaltig sind, wird also die Finanzierung künftig teurer?

Kurzfristig denke ich, dass es zu keiner Verteuerung kommen wird. Aber langfristig kann ich es mir durchaus vorstellen. Aktuell werden die Aktivitäten der Unternehmen und Banken sehr stark gemonitort und kontrolliert. Auf Dauer wird es aber wohl Konsequenzen geben, wenn sich nicht nachhaltige Unternehmen dem Thema Nachhaltigkeit nicht stellen.

 

Welche Möglichkeiten gibt es für KundInnen, bereits jetzt „nachhaltige“ Geldgeschäfte zu tätigen, die ESG-konform sind und den Klimapakt der EU unterstützen?

Belegloser Zahlungsverkehr

Moderner elektronischer Zahlungsverkehr ist nicht nur schneller und einfacher. Er entlastet auch die Umwelt. Eine beleghafte Zahlung erfordert eine aufwendige Logistik mit einem Transportweg von durchschnittlich 500 km von der Produktion bis zur gesicherten Vernichtung. Rechnet man pro beleghafter Überweisung mit 15 Gramm CO2 für Produktion und Transport (*berechnet von der Königlichen Niederländischen Nationalbank), beträgt die CO2-Einsparung durch Oberbank Green Payments 460 Tonnen im Jahr 2020.

 

Wohnbaufinanzierung

Für energieeffizienten Wohnraum gibt es nachhaltige Finanzierungen. Die BauherrInnen müssen sich über einen Energieausweis dafür qualifizieren. Diese Finanzierungen werden über Green Bonds refinanziert, zum Beispiel über den, den wir heute international in den Markt bringen.

 

Geldanlage

Die Oberbank bietet seit dem Jahr 2001 einen Nachhaltigkeitsfonds an, also lange bevor die EU begonnen hat, ernsthaft über ESG Anlagen nachzudenken. Mit der im Jahr 2019 aufgelegten Fondsfamilie „Mensch&Umwelt“ wurde das Angebot deutlich ausgeweitet. Diese Fonds erfreuen sich reger Nachfrage. Im Jahr 2020 flossen rund 20 Prozent aller Mittelzuflüsse in diese nachhaltigen Investmentfonds, heuer bereits ein Drittel.

In der Vermögensverwaltung unseres Private Bankings war die Oberbank die erste Bank Österreichs, die eine nachhaltige Vermögensverwaltungsstrategie anbot, die sogar mit dem Umweltzeichen (UZ49) zertifiziert wurde. Dort investieren wir ausnahmslos in Fonds, die ihrerseits ebenfalls dieses hohe Gütesigel haben.

Wir haben uns für die nächsten Jahre auch sehr ambitionierte Ziele gesetzt. Bis 2025 wollen wir die gesamten nachhaltigen Anlagen unserer KundInnen mehr als verdoppeln auf 2,5 Mrd. EUR (Ult. 2020 waren es 1,20 Mrd. EUR, per 30.09.2021 1,708 Mrd. Euro).

Das Volumen an nachhaltigen Fonds soll auf 500 Mio. EUR anwachsen (Ult. 2020 waren es 202 Mio. EUR, per 30.09.2021 461 Mio. EUR. Auch hier zielen wir auf das Umweltzeichen der Republik Österreich als strengen Maßstab ab.

 

Auf welche Änderungen müssen sich die FirmenkundInnen vorbereiten?

Das Geschäft mit Unternehmen beträgt in der Oberbank rund 75 Prozent des gesamten Volumens. Wir streben daher an, dieses Kreditportfolio aktiv in Richtung Nachhaltigkeit auszurichten und zu steuern. Das heißt in erster Linie, dass wir die Klima-Auswirkungen der von uns vorgegebenen Finanzierungen reduzieren möchten (z.B. durch Reduktion CO2 & Energieverbrauch bei Immobilien – das ist ein Beispiel für die oft genannte Dekarbonisierung des Kreditportfolios). So können wir als Oberbank einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung des 1,5 Grad-Ziels des Pariser Klimaabkommens leisten.

 

Wir planen, unser Finanzierungsportfolio zu kategorisieren:

1. in unser Standardgeschäft, die klassischen Unternehmensfinanzierungen: Darunter verstehen wir all jene Finanzierungen, die für unsere KundInnen sinnvoll und teilweise auch betriebsnotwendig sind, aber nicht noch zusätzlich den Charakter besonderer Nachhaltigkeit haben.

 

2. in nachhaltige Finanzierungen: Dazu ist es notwendig die Kriterien dafür festzulegen, wann eine Finanzierung nachhaltig ist. Dabei orientieren wir uns in erster Linie an der EU-Taxonomie, die genau diese Kriterien für eine Vielzahl an wirtschaftlichen Tätigkeiten festlegt. Nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten gem. EU-Taxonomie können so z.B. sein:

  • Finanzierung eines Bürogebäudes: mittels Energieausweis wird der gültige Schwellenwert hinsichtlich des Energiebedarfs ermittelt. Damit haben wir jetzt begonnen.
  • Finanzierungen von PV-Anlagen, KFZ mit E-Antrieb, etc. sind per Definition nachhaltig.
  • Bei Finanzierungen für energieeffiziente Produktionsstätten gestaltet sich das schon schwieriger. Hier erarbeiten wir gerade die Interpretation hinsichtlich praktikabler Kriterien. Schließlich soll die erforderliche Dokumentation praxis- also kundenorientiert sein.
  • Für Finanzierungen im sozialen Bereich wie z.B. Betrieb Kranken- oder Kurhaus, Ausbildungs- und gemeinnützige Einrichtungen gibt es in der EU-Taxonomie keine konkreten Vorgaben betreffend Nachhaltigkeit. In diesem Bereich werden wir eigene Kriterien entwickeln und anhand dieser solche Projekte künftig als nachhaltig kennzeichnen.


Wie bereitet sich die Oberbank auf diese Veränderungen vor?

Auf unsere KundenberaterInnen kommen aus der Umstellung auf nachhaltiges Geschäft bedeutende Veränderungen zu, insbesondere im Bereich Firmenkunden sowie Private Banking & Asset Management. Zusätzlich zur Finanzkompetenz ist ja in Zukunft für eine sorgfältige Beratung eine fundierte Kenntnis nachhaltiger Aspekte und Kriterien erforderlich, damit weder die Bank noch die KundInnen sogenanntem greenwashing unterliegen.

Es ist eine Herausforderung für uns, in kürzester Zeit so viele KundenberaterInnen wie möglich zu informieren und zu schulen; vor allem da sich die regulatorischen Grundlagen in vielen Bereichen sehr dynamisch entwickeln bzw. noch nicht final sind.

 

Im Firmenkundenbereich werden diese Schulungsmaßnahmen weit in das heurige Jahr hineinreichen. Zusätzlich zur Schulung wurden Redeleitfäden und Fragebögen erarbeitet, um in Zukunft die Finanzierungsgespräche transparent und nach gleichen Standards für alle Unternehmen durchführen zu können. Im Bereich Private Banking & Asset Management wurden bereits zahlreiche Berater ESG-zertifiziert. Es ist unser erklärtes Ziel, dass sämtliche Private BankerInnen in Österreich und Deutschland über diese Nachhaltigkeits-Qualifikation verfügen. Im Private Banking haben wir das Ziel bereits Ende 2021 erreicht.

 

Ihr Fazit?

Das nachhaltige Produktportfolio der Oberbank ist einer unserer größten Hebel für eine nachhaltige Entwicklung von Gesellschaft und Umwelt. Wir haben als Kreditinstitut eine Schlüsselrolle im Wandel hin zu einer CO2-armen Wirtschaft und zur Erreichung des 1,5 Grad-Ziels. In Übereinstimmung mit dem Aktionsplan der Europäischen Union zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums beabsichtigen wir, Kapitalflüsse noch stärker auf nachhaltige Investitionen zu lenken. Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir unser Produktangebot um nachhaltige Alternativen erweitern und eine entsprechende Kreditpolitik etablieren.

 

Aber nicht nur für uns als Bank ist das Thema Nachhaltigkeit sehr wichtig. Auch mir persönlich liegt die Nachhaltigkeit sehr am Herzen. Ich will einen Beitrag leisten die Region, in der wir leben, auch für die Generationen nach uns lebenswert zu halten.


Das Nachhaltigkeitsmanagement der Oberbank wurde von der Ratingagentur ISS-ESG mit einem Prime Rating ausgezeichnet. Mit ihrer hohen Nachhaltigkeits-Performance gehört sie außerdem zu den besten 10 Prozent in der Branche. Damit werden die Nachhaltigkeits-Ziele der Oberbank, wie sie im veröffentlichten Nachhaltigkeitsbericht 2020 beschrieben sind, sowie die Nachhaltigkeits-Strategie insbesondere in vielen Teilbereichen der Oberbank als weit fortgeschritten bezeichnet.
 

Dieser Artikel wurde am 17.02.2022 aktualisiert.

Fotoquelle: Shutterstock

 

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Nachhaltiges Denken und Handeln sind seit jeher fixer Bestandteil der Strategie der Oberbank.

 

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