Wirtschaftsprognosen vom 22.07.2025

Achterbahnfahrt bei den Zöllen nimmt kein Ende

 

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Überblick

Achterbahnfahrt bei den Zöllen nimmt kein Ende

Trumps unberechenbare Zollpolitik sorgt weiterhin für Wirbel an den Märkten. Langfristige Lösungen scheinen noch weit entfernt.

 

Immer wieder werden Handelspartner der USA mit Zöllen „bestraft“, kurze Zeit später werden diese nach Einigung mit den Staats- und Regierungschefs wieder aufgeschoben oder es werden Ausnahmen für bestimmte Güter gemacht. Beinahe wäre der Zollstreit mit China eskaliert. Die beiden Großmächte könnten sich jedoch auf eine dreimonatige Übergangslösung bis Mitte August einigen, in der die reziproken Zölle deutlich herabgesetzt wurden. Die europäischen Staats- und Regierungschefs setzen ebenfalls auf eine Verhandlungslösung. Der Nahost Konflikt sollte im Auge behalten werden, da die Ölpreise in die Höhe schießen könnten. Da in der Folge die Inflation anziehen könnte, wären Zinssenkungen vom Tisch und Zinserhöhungen müssten womöglich wieder thematisiert werden. Die hohe Unsicherheit an den Devisen- und Aktienmärkten wird aufgrund der politischen Situation in den USA sowie der globalen Konflikte bestehen bleiben. Der Krieg im Nahen Osten, die Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine sowie Donald Trumps Rolle in Friedensverhandlungen bleiben zusätzliche Unsicherheitsfaktoren in den nächsten Monaten.

 

Die Inflationsrate in Ungarn und in Tschechien hat im Juni zuletzt deutlich zugenommen. Eine nachhaltige Erholung der schwächelnden Industrieproduktion, die durch die Zölle zusätzlich belastet wird, ist noch nicht in Sichtweite. Wir erwarten von den Nationalbanken weiterhin eine vorsichtige Vorgehensweise in puncto Zinssenkungen.

 

Quelle: Bloomberg Weighted Average 22.Juli 2025; e = estimated/geschätzt

 

Quelle: Bloomberg Weighted Average 22.Juli 2025; e = estimated/geschätzt


Quelle: Bloomberg Weighted Average 22.Juli 2025; e = estimated/geschätzt

 

Quelle: Bloomberg Weighted Average 22.Juli 2025; e = estimated/geschätzt

 

Diese Prognose ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

 

 

Euroraum

 

Euroraum

Zollstreit: Trump lässt nicht locker

Donald Trumps Handelszölle sorgen hierzulande immer wieder für Unruhe und Forderungen nach Gegenreaktionen werden größer. Der Zusammenhalt in Europa könnte hierdurch wachsen.

 

Die schwächelnde Baubranche und Industrie schränken das Wirtschaftswachstum in Zentraleuropa ein. Der massive Stellenabbau in der deutschen Automobilindustrie bereitet auch den Zulieferern aus Österreich und Tschechien große Sorgen. Hoffnungen zur Ankurbelung der angeschlagenen deutschen Wirtschaft liefert das Finanzpaket der deutschen Regierung. Geplant sind Investitionen in Höhe von bis zu EUR 1,7 Billionen für Verteidigung und Infrastruktur, wodurch das angeschlagene Wirtschaftswachstum wieder einen Schub erhalten soll. Die Inflation hingegen ist im Vergleich zum Vormonat leicht angestiegen und liegt im Juni bei 2,2 %.

 

*Mit Leitzins ist der Hauptrefinanzierungssatz der EZB und nicht der Einlagesatz gemeint. Der Spread beträgt seit September 2024 0,15 statt 0,50 %.
Quelle: Oberbank Prognose

 

Der Leitzins wurde in diesem Jahr bereits vier Mal um je 0,25 % gesenkt. Äußerungen der EZB-Chefin Lagarde lassen keine Zweifel daran, dass künftige Entscheidungen über Zinssenkungen weiterhin datenabhängig getroffen werden sollen. Die EZB muss das Risiko weiterer US-Zölle und teils drastische Unterschiede in puncto Inflation innerhalb der Eurostaaten bei den kommenden Sitzungen berücksichtigen. Eine weitere Zinssenkung um 0,25 % gegen Ende des Jahres ist im Rahmen des Möglichen.

 

Quelle: Oberbank Prognose

 

Die Verärgerung in Europa über Trumps Achterbahnfahrt beim Zollkonflikt wächst. Immer mehr Politiker fordern hierzulande mehr Entschlossenheit bei der Verabschiedung von Gegenzöllen. Dennoch wird auf EU-Ebene weiterhin eine Verhandlungslösung angestrebt. Die EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen und der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz sind um eine diplomatische Lösung bemüht. Eine nachhaltige Erholung der Wirtschaft wird zwar wohl noch einige Zeit dauern, das BIP scheint in der Eurozone die Talsohle bereits erreicht zu haben. Das Finanzpaket der deutschen Regierung sowie Hoffnungen auf eine Lösung im Konflikt zwischen der Ukraine und Russland könnten dem Euro zumindest langfristig etwas Halt bieten.

 

 

USA

 

USA

Der US-Dollar wird unter Druck geraten

Trumps chaotische Sanktionspolitik dominiert momentan die Märkte und Rezessionsängste klingen nicht ab. Angriffe auf den Fed Chef Powell nehmen zu.

 

Die US-Wirtschaft, allem voran der Arbeitsmarkt präsentierte sich in der Vergangenheit meist von ihrer robusten Seite. Zölle, die von Trump angekündigt und kurze Zeit später wieder aufgeschoben werden, immer wieder auftretende Spannungen zwischen den USA und China, sind aktuell ein großer Unsicherheitsfaktor. Fraglich bleibt ob sich die USA und in China in puncto Zölle auch auf eine langfristige Lösung nach dem Ende der dreimonatigen Frist am 12. August einigen können. Die Erdölpreise, die der globalen Teuerung einen erneuten Schub geben könnten, sollten wie der Nahost-Konflikt und die Haltung Trumps dazu in den nächsten Monaten unbedingt im Auge behalten werden. Die Unabhängigkeit der Fed könnte bald auf der Kippe stehen. Verbale Angriffe auf den FED-Chef Powell, Forderungen zur Senkung des Zinsniveaus sowie Gerüchte über eine vorzeitige Entlassung häufen sich. Die Einführzölle könnten die Wirtschaft ausbremsen und gleichzeitig die Inflation in die Höhe schießen lassen. Eine Senkung der Leitzinsen käme wohl dann nicht mehr in Frage. Eine politische Einflussnahme auf die Entscheidungen von Notenbanken würde zu einem massiven Vertrauensverlust an den Märkten führen. Dies würde den US-Dollar zusätzlich zur Zollproblematik belasten und der Inflation einen Schub geben.

 

*oberer Rand des Zielbandes

Quelle: Oberbank Prognose

 

Unterdessen hat die Inflation mit 2,30 % im April im Vergleich zum Vormonat erneut leicht nachgelassen. Aufgrund Donald Trumps Zollkonflikten dürfte die Fed in diesem Jahr auf ihrer vorsichtigen Vorgehensweise in puncto Senkungen des Leitzinsniveaus beharren. Dies dürfte jedoch Donald Trump, der gerne niedrigere Zinsen sehen möchte, um die heimische Wirtschaft anzukurbeln, ein Dorn im Auge sein. Mit einer Zinssenkung durch die FED rechnen wir frühestens im dritten Quartal dieses Jahres. Trump dürfte Interessen haben, nach dem Ende von Powells Amtszeit im Juni 2026 jemanden als Nachfolger zu ernennen, der dessen Zinssenkungsfantasien teilt.

 

Quelle: Oberbank Prognose

 

Einer der Gründe für Trumps Forderungen nach niedrigeren Zinsen: Die hohe Staatsverschuldung in den USA. Die Zinsaufwendungen im Jahr 2024 liegen über einer Billionen US-Dollar und übertreffen sogar die Militärausgaben. Daneben könnten umfassende Steuersenkungen für Unternehmen die Staatsschulden weiter in die Höhe treiben. Das Risiko einer Stagflation, also einer schwachen Wirtschaft gepaart mit hartnäckiger Inflation und eines angeschlagenen Arbeitsmarktes wird immer größer.

 

Quelle: Oberbank Prognose

 

Die aktuellen Entwicklungen beim EUR/USD Kurs werden maßgeblich vom politischen Geschehen in den Vereinigten Staaten beeinflusst. Einigungen bei der Zollproblematik könnten dabei helfen, die Eskalationsspirale zu durchbrechen und dem Dollar kurzzeitig etwas an Auftrieb verleihen. Die Volatilität ist hoch und kleine Gegenbewegungen bzw. Korrekturen sind im Rahmen des Möglichen.

Die Unberechenbarkeit von Trumps Politik bei den Handelskonflikten sowie Angriffe auf die Unabhängigkeit der Fed werden den US-Dollar kurz- als auch langfristig weiterhin belasten. Größere Zinssenkungen nach dem Ende von Powells Amtszeit werden die Währung unter Druck setzen und wir rechnen gegen Mitte des Jahres 2026 mit EUR/USD Kursen um 1,25.

 

 

Tschechien

 

Tschechien

Erneut ein deutlicher Anstieg der Inflation - Wohl keine Zinssenkungen in Tschechien

Eine schwache Auslandsnachfrage macht der tschechischen Industrie weiterhin schwer zu schaffen und die Inflation hat wieder zugelegt.

Die Zollkonflikte mit den USA treffen auch die tschechische Wirtschaft hart. Tschechien gilt als Exportnation schlechthin und der Großteil der hergestellten Produkte (85 %) landet in Europa. Eines der Zugpferde der tschechischen Wirtschaft, nämlich die Automobilindustrie, die mehr als ⅓ vom Industrie BIP ausmacht, bereitet momentan große Sorgen. Die Auslandsnachfrage wird weiterhin schwächeln und da Tschechien als Zulieferer- bzw. Produktionsland deutscher Automobilkonzerne gilt, wird auch die dortige Industrie darunter leiden. Die tschechische Wirtschaft dürfte im Jahr 2025 voraussichtlich um rund 2 % wachsen - getragen in erster Linie vom Konsum privater Haushalte. Die Entwicklungen der letzten Monate deuten weiterhin auf eine hartnäckige Teuerung hin. Einem deutlichen Rückgang im April auf 1,80 % folgte im Mai eine Steigerung auf 2,40 %. Wir erwarten Inflationsraten auf dem gegenwärtigen Niveau mit marginalen Bewegungen in beide Richtungen.

 

Quelle: Oberbank Prognose

 

Aufgrund der hartnäckigen Inflation, der Zollrisiken und globalen Konflikte wird die tschechische Zentralbank wie die EZB eine ähnlich vorsichtige und datenbasierte Vorgehensweise in puncto Zinssenkungen wählen und dabei die Währung im Auge behalten. Sowohl das Tempo als auch das Ausmaß künftiger Senkungsschritte (Leitzins seit Mai bei 3,50 %) wird verhalten ausfallen.

 

Quelle: Oberbank Prognose

 

Quelle: Oberbank Prognose

 

Eine schwache Krone würde Importe für tschechische Unternehmen verteuern und die Inflation zusätzlich anheizen. Vorsichtige Senkungsschritte werden tendenziell der Währung zugutekommen und so rechnen wir gegen Jahresende mit einer stabilen Krone und EUR/CZK Kursen um 24,700.

 

 

Ungarn

 

Ungarn

Auch die ungarische Wirtschaft leidet unter Trumps Zollstreitigkeiten

Auch hierzulande zeigt sich die Teuerung weiterhin hartnäckig und ist im Vergleich zum Vormonat erneut um 0,20 auf 4,40 % im Juni angestiegen.

 

Neben dem tschechischen leidet auch das ungarische Wirtschaftswachstum weiterhin. Die Gründe liegen u. a. in der heimischen Produktion, die aufgrund einer schwächelnden Auslandsnachfrage (in erster Linie Deutschland) massiv zurückgefahren werden musste. Ein weltweiter Rückgang der Teuerung und des Zinsniveaus dürfte den Ungarn zugutekommen. Hier dürften Exporte durch eine Erholung der globalen Nachfrage und ansteigender Auslandsinvestitionen zunehmen. Bekannte deutsche Automobilhersteller betreiben Produktionswerke in Ungarn. Somit wird bis eine Einigung bei der Zollproblematik in Sichtweite ist, auch die ungarische Automobilindustrie unter den Handelsbeschränkungen leiden.

 

Quelle: Oberbank Prognose

 

Bis eine nachhaltig rückläufige Tendenz bei der Inflation zu sehen ist, erwarten wir weiterhin eine vorsichtige Vorgehensweise durch die ungarische Nationalbank (MNB). Kleine Senkungen und längere Zinspausen sind in diesem Jahr das wahrscheinlichste Szenario. Viktor Orban möchte jedoch ebenso wie Trump mehr Mitspracherecht in Bezug auf Zentralbankentscheidungen. Der ehemalige Finanzminister und Fidesz Politiker Mihaly Varga gilt als enger Vertrauter Viktor Orbans und ist seit kurzem der neue Präsident der MNB. Politische Interventionen könnten die Unabhängigkeit der ungarischen Nationalbank einschränken und der Forint könnte in Mitleidenschaft gezogen werden …

 

Quelle: Oberbank Prognose

 

Die Teuerungsrate ist nach wie vor zu hoch und übereilte Zinssenkungen könnten den ungarischen Forint unter Druck setzen. Der positive Realzins bietet der MNB im Moment großen Spielraum in puncto Zinssenkungen. Die Ankurbelung der heimischen Wirtschaft ist zwar ein wichtiges Ziel, jedoch möchte die MNB eine weitere Belastung des Forint unter allen Umständen vermeiden, da ansonsten die Teuerung erneut angeheizt werden würde. Mit ersten Zinssenkungen in diesem Jahr rechnen wir im Herbst 2025.

 

Quelle: Oberbank Prognose

 

Wir erwarten stabile EUR/HUF Kurse in einer Bandbreite zwischen 400 und 405.

 

Der Artikel wurde am 28.07.2025 aktualisiert.

Autor: Fatih Topkaya

 

 

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Einschätzungen/Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Entwicklung.

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Mag. Fatih Topkaya

Fotoquelle: Wakolbinger
 

Autor:

Mag. Fatih Topkaya

Treasury und Handel, Oberbank AG