Klimapolitik als attraktive Investmentchance

Was bedeutet die europäische Klimapolitik für AnlegerInnen? Welche Chancen und Risiken ergeben sich daraus?

Ambitionierte Klimaziele

Die EU hat sich ein großes Ziel gesetzt. Bis 2050 soll die Klimaneutralität erreicht werden. Um diese ambitionierte Vorgabe zu erreichen, wurde der European Green Deal 2019 ins Leben gerufen. Der Green Deal ist das Vorhaben der EU-Kommission, mit der höchsten Schlagkraft und den potenziell größten Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten. Er umfasst Maßnahmen in den Bereichen Finanzmarkt, Energieversorgung, Verkehr, Handel, Industrie, Land- und Forstwirtschaft. Auch in der Öffentlichkeit steht der Green Deal deutlich stärker im Fokus als die anderen fünf definierten Prioritäten der Kommissionspräsidentin von der Leyen. Die Strategie ist auf jeden Fall festgelegt und die Weichen in eine klimaschonendere Zukunft sind gestellt.

 

Der Strommarkt muss sich ändern

Um die Emissionen zu reduzieren, muss sich die Stromerzeugung aber auch die Stromnutzung deutlich ändern. Der Stromverbrauch wird bis 2030 um bis zu 50% zunehmen. Hintergrund ist eine starke Nachfrage aus zusätzlichen Themen wie Elektroautos, Wärmepumpen, elektrische Motoren und Anlagen für die Elektrolyse zur Wasserstoffherstellung. Ein Elektroauto, dass zu Hause geladen wird, verdoppelt einen durchschnittlichen Jahresverbrauch eines Haushalts. Alles in allem wird der Stromanteil am primären Energieverbrauch von zurzeit rund 20% auf bis zu 50% steigen. Auch aus der Digitalisierung in der Industrie wird der Stromverbrauch zulegen.
Durch dieses geänderte Verbraucherverhalten und neuen Trends bei der Mobilität ist eine sehr deutliche Ausweitung der Produktion notwendig. Eines scheint klar, der Strommarkt in 10 Jahren wird deutlich anders aussehen als heute.

 

Massive Investitionen notwendig

Erneuerbare Energiequellen müssen massiv ausgebaut werden, um den steigenden Bedarf zu decken. ExpertInnen von Goldman Sachs schätzen den Investitionsbedarf auf unglaubliche EUR 3.700 Mrd. bis 2030 – ungefähr das einmalige Bruttoinlandsprodukt Deutschlands. Investitionen sind notwendig in grüne Stromproduktion, in den Ausbau der Stromnetze, in den Aufbau einer funktionierenden Infrastruktur für E-Mobilität, aber auch Verbesserung bei Gebäuden - in der Dämmung und Heizung.

 

Ist eine Dezentralisierung der Stromproduktion die Lösung?

Eine Variante selbst einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, ist es, eigenen Strom zu produzieren. Falls es das Eigenheim zulässt, könnte ein Photovoltaikanlage am Dach auch die Geldbörse schonen. Durch das Erneuerbaren Ausbaugesetz (EAG) in Österreich, wurde der Weiterverkauf von eigenem Strom ebenso vereinfacht. KundInnen bzw. TeilnehmerInnen einer sogenannten Energiegemeinschaft könnten Familie, Freunde/Freundinnen oder beispielsweise NachbarInnen sein.

 

Klimapolitik

 

Speichermöglichkeiten müssen geschaffen werden

Neben den traditionellen Speichermöglichkeiten, wie zum Beispiel einem großen Pump-Speicherkraftwerk eines Versorgers, kommen immer mehr neue, auch kleinere Speicherformen zum Einsatz. Ein Batteriespeicher kann für einen Haushalt in Kombination mit einer PV-Anlage durchaus Sinn machen. Als Energiespeicher könnte in Zukunft auch verstärkt eine Umwandlung von Strom in Wasserstoff dienen.  

 

Rückenwind für den Strompreis

Durch diese strukturellen Entwicklungen bei Angebot und Nachfrage am Strommarkt, sollte der Strompreis grundsätzlich gut unterstützt sein. Das sieht man am Beispiel Deutschlands, wo Kohlekraftwerke sehr schnell vom Netz genommen werden sollten, um die Emissionen möglichst schnell zu reduzieren. Da der Ausbau von Alternativen nicht schnell genug erfolgen kann, wird der Strompreis gestützt.   

 

Wird der Kampf gegen den Klimawandel aufgeschoben?

Im Lichte des Kriegs in der Ukraine und der Preiskrise bei fossilen Energieträgern wie Öl und Gas wird dieser schnelle Ausstieg gerade in Frage gestellt. Die Versorgungssicherheit hat einen neuen Stellenwert bekommen. Durch die jüngsten Inflationsanstiege in Europa ist die Politik auch sehr bemüht, weitere Belastungen für die Endverbraucher zu vermeiden. Wieweit das gelingen kann – kurzfristig hängt man besonders stark von Gas ab – wird man sehen. Auch den starken Preisschwankungen im Erdgaspreis ist man weiterhin ausgesetzt. Die Politik wird die langfristigen Klimaziele nicht aus den Augen lassen, kurzfristig hat sich der Fokus allerdings etwas verschoben.


Interessanterweise profitieren manche Alternativanbieter auch davon. Bis vor kurzem war die Wasserstoffproduktion aus Erdgas kostengünstiger als die aus erneuerbarem Strom – sogenannter grüner Wasserstoff. Aktuell herrscht die Situation vor, dass grüner Wasserstoff wettbewerbsfähig wird. Welche Dynamik sich für diesen Markt dadurch ergibt ist noch schwer abzuschätzen. Eines ist allerdings klar, die Suche nach Alternativen zu klassischen Energieformen wird sich verstärken.
In diesem Zusammenhang sei noch erwähnt, dass sogar die EU selbst Atomstromproduktion und Erdgas als „grüne“ Wirtschaftstätigkeiten unter der Taxonomie klassifiziert hat. Zwar nur als Übergangslösung bis die Produktion ausreichend auf erneuerbare Quellen umgestellt worden ist, aber dennoch eine strittige Entscheidung.

 

Welche Investmentmöglichkeiten gibt es?

Um von diesen Trends zu profitieren, bieten sich einige Möglichkeiten an. Über Aktien kann man in verschiedene Branchen investieren. Besonders Energieversorger bzw. sogenannte Green Energy Majors sind interessant. Goldman Sachs schätzt das Gewinnwachstum für diese Branche auf über 11 % über die nächsten fünf Jahre. Somit liegt das erwartete Wachstum beinahe doppelt so hoch als für die breite europäische Wirtschaft. Auch im Maschinenbaubereich oder bei der Batterietechnik- und Herstellung gibt es interessante Unternehmen. Wasserstoff als Nischenthema entwickelt sich auch in diesem Umfeld immer weiter.

 

Bei einem Investment in diesem Bereich, gilt der Diversifikationsgedanke ganz besonders. Bei so großen strukturellen Änderungen wird man erst über die Jahre hinweg die Gewinner von den Verlierern unterscheiden können. Ebenso ist die Entwicklung auch keine Einbahnstraße. Schwer vorhersehbare Ereignisse wie zuletzt der Ukrainekrieg, führen dazu, dass gewisse strategische Maßnahmen überdacht werden müssen.


Eine Variante für ein Investment sind spezielle Themenfonds oder ETFs (Exchange Traded Funds), die sich Clean Energy oder New Energy nennen. Ein Investment in einen Fonds oder einen ETF ist zwar deutlich konservativer als Einzeltitelinvestments, trotzdem darf man auch hier die Schwankungen nicht unterschätzen.
Alternativ kann man auch eine Installation von Solarmodulen auf das eigene Haus überlegen. Besonders im Lichte der hohen Öl- und Gaspreise ist diese Kalkulation attraktiver geworden.

 

Fazit

Das Thema der Klimapolitik bietet sehr attraktive Investmentchancen. Im Portfoliokontext macht eine Beimischung auf jeden Fall Sinn, von zu großen einzelnen Wetten würden wir aber absehen.

 

Hierbei handelt es sich um eine Marketingmitteilung.
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Dieser Artikel wurde am 06.04.2022 erstellt.

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Mag. (FH) Gernot Schrotter, CFA

Leiter Asset Management

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