Investieren in Kunst

Kunst bereichert das Leben und eignet sich auch hervorragend als Anlage.

"Wer etwas Beständiges sucht, der sollte besser Kunst kaufen." Dieses Zitat stammt nicht etwa von einem Kunstsammler oder einer Kunstsammlerin, sondern vom früheren Chef der US-Notenbank Alan Greenspan. Tatsächlich hat sich Kunst als alternative Anlageform längst etabliert. Sogar in der Pandemie präsentiert sich Kunst als resilientes Investment mit stabilen Preisen. Rund 50 Milliarden Dollar werden laut Art Basel Art Market Report weltweit jährlich für Kunst und Antiquitäten ausgegeben, Tendenz steigend. Und während nach wie vor emotionale Gründe das Hauptmotiv für das Sammeln sind, rückt insbesondere bei jungen SammlerInnen unter 35 Jahren der Renditegedanke immer mehr in den Vordergrund.

 


Eigentlich ist das Investieren in Kunst nicht viel anders als jenes in Aktien. Wer Chancen erkennen und davon profitieren will, muss sich mit dem Thema eingehend beschäftigen, sich über die neuesten Trends informieren und etwas Geduld haben. Im Gegensatz zum Kapitalmarkt sollte man die Veranlagung in Kunst zusätzlich noch mit einer Prise Leidenschaft würzen. Denn selbst wenn Kunst als Geldanlage funktioniert, sollte es auch um den ideellen Wert, die Freude an einem schönen Werk gehen.

 

Spartenvielfalt

Der Kunstmarkt hat viele unterschiedliche Sparten und reicht von der Antike bis in die Gegenwart. Neben bildender Kunst umfasst der Markt auch Segmente wie Kunsthandwerk, Design oder Antiquitäten. Deshalb sollte man sich mit allen Sparten auseinandersetzen. Vielleicht schlägt das Herz ja bei einer Maske des afrikanischen Stammes „Fang“ höher. Auch Tribal Art, wie sie in der Fachsprache gern genannt wird, ist Teil des Kunstmarktes. Ganz nebenbei bemerkt, passt Stammeskunst hervorragend zu zeitgenössischer Kunst und erfreut sich deshalb gerade steigender Nachfrage. Selbst KünstlerInnen wie Pablo Picasso waren fasziniert davon.

 

Zeitgenössische Kunst ist das profitabelste Segment am Kunstmarkt

Wer vor allem das Investment im Auge hat, muss auf die richtige Sparte setzen. Der Geschmack am Kunstmarkt hat sich über die Zeit stark verändert. Bis Anfang der 1990er-Jahre dominierten Alte Meister den Kunstmarkt. Dann kam der rapide Abstieg. Spätestens seit der Jahrtausendwende prägt Zeitgenössische Kunst das Marktgeschehen. Der Preisanstieg für zeitgenössische Kunst liegt laut The Contemporary Art Market Report 2021 der Kunstpreisdatenbank Artprice seit Anfang der 2000er-Jahre bei rund 400 Prozent und ist damit das dynamischste und profitabelste Segment des Kunstmarktes. Das Wachstum übertrifft deutlich das des Nachkriegssegments, dessen Preisindex im selben Zeitraum mit einem Plus von 178 Prozent um weniger als die Hälfte gestiegen ist. Doch während in den Altmeistermarkt wieder etwas Bewegung gekommen ist, was vor allem der spektakulären Christie’s-Auktion von Leonardo da Vincis „Salvator mundi“ für 400 Millionen Dollar geschuldet ist, sind beispielsweise Antiquitäten und Kunst des 19. Jahrhunderts maximal für LiebhaberInnen geeignet, nicht jedoch als Investment. Ein genauer Blick auf die Performance der jeweiligen Sparte ist für KunstinvestorInnen also essenziell.

 

Wer in NFTs investiert, muss mit dem Währungsrisiko rechnen

Das gilt auch für neue Hypes, wie etwa NFT-Kryptokunst. NFT steht für Non Fungible Token. Es handelt sich dabei um ein in der Blockchain gespeichertes Echtheitszertifikat, das handelbar ist. Das ist vor allem bei digitaler Kunst von Bedeutung, denn es schützt ein digitales Werk vor Kopien. Seit das Auktionshaus Christie's im März 2021 um unglaubliche 69 Millionen Dollar ein digitales Bild des bisher in der Kunstszene völlig unbekannten Künstlers Beeple verkaufte, ist der Markt für NFTs regelrecht explodiert. Spricht man mit KennerInnen des Marktes, dann lautet die Empfehlung, mit einem Einstieg abzuwarten, denn der Markt ist derzeit total überhitzt. Außerdem haben NFTs den Nachteil, dass sie in Kryptowährungen gehandelt werden, meistens in Ether, und diese schwanken erheblich. Wer in NFTs investiert, muss also mit dem Währungsrisiko rechnen. Dennoch sind NFTs eine Revolution für den Kunstmarkt und werden sicherlich nicht mehr verschwinden. Doch zurück zum physischen Kunstmarkt:

 

Immer das Beste

Was für Immobilien die Lage ist, ist am Kunstmarkt die Qualität. Deshalb sollte man sich im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten immer das Beste leisten. Das bedeutet aber nicht, dass der Kunstmarkt nur für MillionärInnen offen ist. Ganz im Gegenteil: Sogar die großen Auktionshäuser Christie's und Sotheby's, die für ihre Millionenzuschläge bekannt sind, machen ihr Hauptgeschäft mit Zuschlägen bis 50.000 Euro. Tatsächlich kann man schon für 500 bis 1.000 Euro qualitative Kunst erwerben. Das Geheimnis ist die Wahl des Mediums. Wenn das Budget klein ist, sind beispielsweise Zeichnungen, Grafiken oder Fotografie eine gute Wahl. Und natürlich junge Kunst, wenn man bereit ist, das Risiko einzugehen, dass der/die KünstlerIn keinen Erfolg hat. Will man auf Nummer sicher gehen, greift man auf eine/n KünstlerIn zurück, der/die schon etablierter ist, und kauft beispielsweise eine Zeichnung oder eine Grafik.


Die Preise richten sich nach Kriterien wie Qualität, Herkunft, Schaffensperiode, Bedeutung der Arbeit im Oeuvre, Zustand und vieles mehr. Hat man die Wahl zwischen einem mittelmäßigen Ölgemälde aus einer für den/die KünstlerIn wenig relevanten Schaffensperiode und einer bedeutenden Zeichnung aus einer wichtigen Zeit, entscheidet man sich für die Zeichnung. Für EinsteigerInnen sind auch sogenannte Multiples, also Werke, die vervielfältigt werden, wie Grafiken, Fotografie, aber auch Skulpturen, die gegossen werden, gut geeignet, denn sie sind deutlich günstiger als Unikate. Aufpassen muss man aber bei der Größe der Edition. Erst die Limitierung ermöglicht es einem technisch reproduzierbaren Medium, mit anderen Kunstformen zu konkurrieren. Handelt es sich um eine niedrige, nummerierte Edition, die womöglich vom/von der KünstlerIn signiert ist, kann man damit schöne Wertsteigerungen erzielen.

 

Wo kauft man Kunst?

Bleibt die Frage, wo man Kunst kauft? Naheliegend sind KunsthändlerInnen und Galerien. Mancher Neuling hat Schwellenängste und vermeidet es, Galerien zu betreten, wenn es am vermeintlichen Wissen fehlt. Doch Galerien verstehen sich auch als BeraterInnen und PartnerInnen. Galerien, aber auch Auktionshäuser veranstalten Informationsabende, Talks und Vernissagen. Das gibt Gelegenheit, sich mit erfahrenen SammlerInnen auszutauschen und sich eine unabhängige Meinung einzuholen. Denn natürlich ist jede/r GaleristIn bemüht, seine/ihre Kunst zu verkaufen. Deshalb sind Besuche auf Messen für AnfängerInnen eine gute Idee, weil man die ganze Vielfalt der Kunstszene an einem Ort hat und auch die Arbeitsabläufe des Kunstmarktes besser kennenlernt. Auch Auktionen sind eine gute Quelle. Und einen ersten Eindruck verschaffen kann man sich heute bequem von der Couch aus – viele Auktionshäuser bieten von den Versteigerungen Livestreams.

 

Autorin: Eva Komarek beobachtet den Kunstmarkt seit über 20 Jahren aus der Perspektive des Wirtschaftsjournalismus. Sie verantwortet unter anderem die Kunstmarktberichterstattung in der Tageszeitung Die Presse.

 

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Dieser Artikel wurde am 10.03.2022 erstellt.

Fotoquelle: Shutterstock

 

 

Fotoquelle: Hannah Sobol
 

Eva Komarek

Kunstkennerin, Wirtschaftsjournalistin

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