So finden Sie den richtigen Lehrling

Informationen zu Lehrlingsauswahl und -ausbildung, rechtlichen Rahmenbedingungen und Förderungen

Wer in Lehrlinge investiert, investiert in die Zukunft. Engagierte, motivierte und vor allem qualifizierte Lehrlinge sind die Zukunft eines jeden Betriebes. Nur Betriebe, die junge Facharbeiter:innen ihren Fähigkeiten entsprechend ausbilden und fördern, können auch langfristig erfolgreich sein. Doch zu beurteilen, welche Bewerber:innen geeignet sind, ob ihre Berufsinteressen auch mit ihren Begabungen übereinstimmen und ob sie sich von ihrer Entwicklung und Persönlichkeit her in den Betrieb und das Team einfügen können, ist besonders bei Jugendlichen, gar nicht so einfach. Bei der Lehrlingsauswahl geht es daher darum, zu erkennen, ob die Bewerber:innen den Anforderungen der Lehrlingsausbildung und Ihres Betriebs entsprechen.

 

So erreichen Sie potenzielle Lehrlinge

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, nach Lehrlingen zu suchen und Jugendliche auf Ihren Betrieb aufmerksam zu machen.

 

  • Informationen auf Ihrer Unternehmenswebsite
    Jugendliche informieren sich in erster Linie online. Geben Sie Interessent:innen daher die Möglichkeit, sich auf Ihrer Website ein Bild über Ihren Betrieb und die Lehrlingsausbildung zu machen. Zeigen Sie, was Ihr Betrieb alles bietet und wie man sich für eine Lehrstelle bewerben kann. Fotos und Erfolgsgeschichten von ehemaligen Lehrlingen machen diesen Infobereich besonders ansprechend. Stellen Sie dabei auch dar, welche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten es in Ihrem Unternehmen gibt. Denn, das zeigt die Praxis, Unternehmen, die eine persönliche Weiterbildung und damit Karriere ermöglichen, haben ein besseres Image am Markt; sie zeigen damit ja, dass ihnen Menschen wichtig sind.

 

  • Video der Geschäftsleitung
    Eine neue Form des Recruitings ist es auch, via Video um Lehrlinge zu werben. In diesen „Kurz-Videos“ auf der Unternehmenswebsite informiert die Geschäftsleitung über den Betrieb und erklärt, was man sich von einem Lehrling erwartet, aber auch, was man diesem bietet.

 

  • Aushänge am betriebseigenen „Schwarzen Brett“
    Machen Sie Ihre Mitarbeiter:innen und, wenn möglich, auch Ihre Kund:innen darauf aufmerksam, dass Sie Lehrlinge suchen.

 

  • Mundpropaganda
    Informieren Sie Ihre Mitarbeiter:innen darüber, dass Sie Lehrlinge suchen. Nutzen Sie Ihre beruflichen Kontakte (Ausbilderkolleg:innen, Lieferant:innen und dergleichen) und Ihre privaten Kontakte (Verwandte, Freund:innen etc.) um andere interessante Bewerber:innen zu finden.

 

  • Lehrstellenbörse
    Tragen Sie Ihre offene Lehrstelle in der gemeinsamen Lehrstellenbörse der Wirtschaftskammern Österreichs und des Arbeitsmarktservice (AMS) Österreich ein: wko.at/lehrstellen.
    Im eJob-Room des AMS Österreich können Sie ebenfalls Ihre offenen Stellen eintragen und nach geeigneten Lehrlingen suchen.

 

  • Berufspraktische Tage ("Schnupperlehre")
    Ermöglichen Sie es SchülerInnen der 8. beziehungsweise 9. Schulstufe, ihre berufspraktischen Tage ("Schnupperlehre") in Ihrem Betrieb zu machen. Sie können diesen dabei Ihren Betrieb zeigen und ihnen die Lehrberufe, in denen Sie Lehrlinge ausbilden, schmackhaft machen. Außerdem haben Sie die Möglichkeit, potenzielle Lehrlinge kennen zu lernen und eine Vorauswahl für die Lehrlingsaufnahme zu treffen.

 

  • Betriebsbesichtigungen/Tag der offenen Tür
    Betriebsbesichtigungen von Schulklassen ermöglichen erste, oft gute Kontakte zu künftigen Lehrlingen. Nirgends können ein Betrieb und eine Ausbildung besser präsentiert werden als im Betrieb selbst.

 

  • Anzeigen in Print- und Onlinemedien sowie via Social Media

 

Techniker

 

So lernen sich Unternehmen und Bewerber:innen kennen

Finden Sie heraus, ob die Erwartungen der/des Bewerber:in mit Ihren Anforderungen übereinstimmen und nutzen Sie das Gespräch, um den Menschen hinter der schriftlichen Bewerbung kennenzulernen!

 

  • Schauen Sie bei den Bewerber:innen nicht nur auf die Noten. Welche Interessen hat sie/er? Wirkt sie/er zuverlässig? Zeigt sie/er Engagement?
  • Suchen Sie bei Vorstellungsgesprächen gezielt nach „verborgenen Begabungen“.
  • Prüfen Sie die Fähigkeiten ab, auf die es in dem Lehrberuf ankommt.
  • Versuchen Sie auch Kompetenzen wie Pünktlichkeit, Ehrlichkeit, Lernbereitschaft zu erkennen. Damit erhöhen Sie die Chancen, dass Ihr künftiger Lehrling auch zu Ihnen passt.

 

Auch die/der Bewerber:in sollte einen ersten Eindruck davon erhalten, was sie/ihn erwartet.

 

  • Erzählen Sie etwas von Ihrem Unternehmen.
  • Beschreiben Sie die Ausbildung: Was lernt ein Lehrling bei Ihnen – was kann er nach seiner Ausbildung? Mit wem arbeitet er? Wie sieht der Tagesablauf aus?  
  • Wer kümmert sich während der Ausbildung um den Lehrling? Wer bildet den Lehrling aus?


Hier geht es zu einem Fragenkatalog, der Ihnen diese Gespräche erleichtert.


Allgemeine Informationen, rechtliche Rahmenbedingungen und aktuelle Förderungen

In Österreich erwirbt ein Lehrling an zwei Lernorten (Betrieb und Berufsschule) eine vollständige Berufsausbildung, die Kosten für die betriebliche Ausbildung übernimmt der Lehrbetrieb.
Um Lehrlinge ausbilden zu dürfen, benötigt der Betrieb einen Feststellungsbescheid. Jeder Mitarbeiter/jede Mitarbeiterin eines Betriebs kann die Ausbildung übernehmen – er/sie muss aber über eine Ausbilderprüfung oder eine gleichwertige Qualifikation verfügen.

 

Zentrale Ansprechpartner für die Berufsausbildung sind die Lehrlingsstellen in den Bundesländern.
Sie

  • fungieren als Berufsausbildungsbehörde erster Instanz
  • prüfen gemeinsam mit VertreterInnen der AK die Eignung der Lehrbetriebe in sachlicher und personeller Hinsicht
  • sind für die Prüfung und Protokollierung der Lehrverträge zuständig
  • sind Anlaufstelle für alle Fragen der Lehrlinge und der Lehrbetriebe
  • wickeln die Lehrabschlussprüfungen und die Förderungen für Lehrbetriebe ab


Rechtsinformationen

  • Der/Die Lehrberechtigte ist verpflichtet, den Lehrling nach Beendigung der Lehrzeit drei Monate in seinem erlernten Beruf im Betrieb weiter zu verwenden = Behaltezeit.
  • Für die Beschäftigung von AusländerInnen in Österreich gilt grundsätzlich, dass eine Arbeit nur von Personen aufgenommen werden darf, die auch zum Aufenthalt in Österreich berechtigt sind.
  • Unter bestimmten Voraussetzungen können Vorlehrzeiten oder Schulzeiten auf die Lehrzeit angerechnet werden.
  • Die Auflösung des Lehrvertrages während der Probezeit ist immer ohne Angabe von Gründen und ohne Einhaltung einer Frist möglich.
  • Im Ausland absolvierte Berufsausbildungen können auf Antrag vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) mit einer einschlägigen Lehrabschlussprüfung gleichgehalten werden.
  • Vorzeitige Auflösung des Lehrvertrages während der Lehre

 

Förderung für Lehrbetriebe – Änderungen seit 1. Mai 2021

 

https://www.wko.at/service/bildung-lehre/Gesamtuebersicht_Foerderarten_lehre.html
https://www.wko.at/service/bildung-lehre/So-finden-Sie-den-richtigen-Lehrling.html

 

Dieser Artikel wurde am 27.05.2021 erstellt.

Fotoquelle: Shutterstock

 

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Frauen in der Wirtschaft

Das Oberbank-Interview zum Thema Frauen und finanzielle Vorsorge.

 

Fragenkatalog

Wissen über den Beruf und das Unternehmen, Erwartungen an den Beruf, Entscheidung für den Beruf.

  • Warum haben Sie sich bei uns für eine Lehrstelle beworben?
    Was wissen Sie von unserem Unternehmen und was erwarten Sie sich von uns?
     
  • Welche Vorstellungen haben Sie über den Beruf zum/zur …? (Ausbildung, Tätigkeiten, …)
     
  • Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?
    Wie sind Sie darauf gekommen?
    Was haben Sie für Erwartungen?
     
  • Was waren Ihre wesentlichen Informationsquellen über das Berufsbild?
    Wie haben Sie sich über den Beruf informiert?
     
  • Wie bzw. wo haben Sie sich über die Berufe informiert, die Sie interessieren?
     
  • Welche anderen Berufe kommen für Sie in Frage?
     
  • Was haben Sie für Erwartungen an die Ausbildung?
     
  • Haben Sie berufliche Vorerfahrungen?
     
  • Haben Sie in diesem Beruf schon einmal geschnuppert?
     
  • Haben Sie schon Praktika oder Ferienjobs gemacht?
    Wenn ja, was hat Ihnen daran (besonders) gut gefallen, was hat Ihnen nicht/weniger gefallen?
     
  • Haben Sie sich auch bei anderen Unternehmen beworben?
    Sind Sie woanders gerade in der engeren Auswahl?

 

Freizeit und Schule

  • Welche Hobbys und Freizeitinteressen haben Sie? Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
     
  • Was waren Ihre Lieblingsfächer in der Schule?
     
  • In welchen Schulfächern waren Sie gut?
    Was ist Ihnen leicht gefallen?
     
  • In welchen Schulfächern hatten Sie Schwierigkeiten?
    Was ist Ihnen schwer gefallen?

 

Selbsteinschätzung

  • Arbeiten Sie bei Schulprojekten lieber alleine oder in der Gruppe?
     
  • Haben Sie schon einmal in einem Team gearbeitet (Schule oder Freizeit), in dem es starke Unterschiede in den Ansichten gab und dadurch Konflikte auftraten?
    Was war Ihre Position? Wie sind Sie damit umgegangen?

 

Leitungsmotivation

  • Beschreiben Sie eine Situation (Schule, Freizeit, …), in der ein sehr hoher Arbeitseinsatz von Ihnen erwartet wurde. Wie ist es Ihnen dabei gegangen? Wie haben Sie diesen bewältigt?
     
  • Können Sie mir von einem Schul- oder Freizeitprojekt erzählen, bei dem es plötzlich zu unerwarteten Problemen gekommen ist?
    Wie sind Sie mit dem Problem umgegangen?
    Wie haben Sie die Probleme gelöst?
    Was haben Sie gemacht, um das Hindernis aus dem Weg zu räumen?
     
  • Beschreiben Sie eine Situation, in der Sie besonderen Arbeitsdruck verspürt haben.
    Wie haben Sie darauf reagiert?

 

 

Der Fragenkatalog stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es dient als Anregung zur Gestaltung von Gesprächsleitfäden bei der Auswahl von Lehrlingen.